Öl-Finish
...man fast es nicht, selbst über die gängigsten Öle gib es so viele unterschiedliche und auch falsche Informationen im Netz.
Ich schildere hier nur die Erfahrungen, die ich selber
bei der Arbeit mit den genannten Produkten gemacht habe.
Ein Ölfinish ist i. d. R. kein Finish, dass auf der Holzoberfläche liegt (wie Lack) sondern dringt in das Holz ein, und liegt auf gleicher Höhe mit der Holzoberfläche. Darum bleibt die Haptik und die natürliche Optik erhalten. Hartöl bildet hier die Ausnahme, denn das wird so hart, dass es durchaus auch schichtbildend auf der Oberfläche liegen kann.
Grundsätzlich feuern alle Öle die Holzmaserung viel stärker an, als das ein Lack tut.
Leinölfirnis
Trocknet recht schnell innerhalb von 1 bis 2 Tagen, zieht tief in das Holz
ein. Ist bedingt geeignet, um leichten Glanz zu erzeugen, da es allerdings nicht
so hart wie ein Lack aushärtet, empfehle ich mit reinem Leinölfirnis kein
schichtbildendes Finish. Leinöl und Leinölfirnis schützen vor allem im Holz.
Tungöl:
Entgegen den Angaben auf dem Behälter des von mir verwendeten Tungöl
(Holzöl) trocknet das Tungöl nur sehr langsam. Ca. 3 bis 4 Wochen
sollte man schon einplanen. Man sollte grade bei dunklem Holz darauf
achten, dass es nicht zu einer Schicht auf der Oberfläche kommt. Tungöl
verharzt im Gegensatz zu Leinöl nicht glänzend, sondern matt. Wenn man
es auf der Oberfläche antrocknet, erhält man einen nicht sehr
beständigen milchigen Film. In der Festigkeit und Optik in etwas
vergleichbar, als wenn man Seifenwasser auf der Holzoberfläche
antrocknen lässt.
Tungöl ist also ein Ölfinish, dass ausschließlich "im" Holz wirkt.
Richtig angewendet erhält man eine sehr natürlich wirkende Holzoberfläche mit ausgezeichnetem Schutz und Haptik.
Tungöl und Leinölfirnis lassen sich auch mischen. Welche Vor- oder Nachteile das hat, konnte ich bislang nicht herausfinden. Evtl. bald mehr....
Hartöl
Hartöle gibt es von vielen Herstellern. Es basiert i.d.R. auf einer
Mischung verschiedener trocknender Öle, Harze und Lösungsmittel.
Welche Öle und Harze verwendet werden kann sich von Hersteller zu Hersteller unterscheiden.
Gute Erfahrungen konnte ich unter anderem mit Hartölen von Auro und Clou machen. Andere Hersteller habe ich bislang nicht ausprobiert, ich denke aber, dass es keine großen Unterschiede in der Verarbeitung geben dürfte.
Mit Hartöl ist im Vergleich zu Leinöl auch in der Lage schichtbildende Aufträge zu machen. Es
entsteht dann ein leichter "Eierschalenglanz".
Das Hartöl wird durch den Harzanteil deutlich härter als z.B.
Leinöl. Es wird aber nicht so hart wie Lack. Die
Trocknungszeit beträgt i.d.R. ca. einen Tag.
Danish Oil
im
Prinzip auch ein Art Hartöl (Öl, Harz, Verdünnung), dass aber nach
meiner Erfahrung viel schneller trocknet (4-8 Stunden) härter wird und
darum scheller eine glänzende lackähnliche Oberfläche ermöglicht. Ich
vermute, dass der Harzanteil größer ist. In wie weit sich Danish Oil
von verschiedenen Herstellern unterscheidet, konnte ich bislang nicht
testen.
Bitte beachten, dies spiegelt meine Erfahrungen mit den genannten Ölen wieder. Da es aber sehr viele unterschiedliche Hersteller gibt, kann ich nicht beurteilen, in wie weit sich die Öle einzelner Hersteller in ihren Eigenschaften unterscheiden!
Anwendung:
Die Arbeitschritte für eine gutes Ölfinish sind erstmal
bei allen Öle die Gleichen.
Die Holzoberfläche sollte mit ca. 220er Papier geschliffen sein.
Das Öl wird für die Grundierung satt auf das Holz aufgetragen (Pinsel
oder Lappen) und je nach Herstellerangaben (meist zwischen 15 Minuten
und 1 Stunde) stehen gelassen. Anschließend wird der Überstand
abgewischt. Wichtig: Der Überstand muss abgewischt werden, bevor das Öl
anfängt zu kleben.
Nach Trocknung (je nach Öl zwischen 1 Tag und 4 Wochen)
wird ein weiterer Auftrag gemacht, evtl. mit leichtem Zwischenschliff.
Wenn das Öl getrocknet ist, wird ein weiterer Auftrag gemacht, der -
wenn man möchte - mit 220 Papier eingeschliffen wird. Oft list
man in diesem Zusammenhang vom Nass-Schliff. Es wird also nass mit Öl
geschliffen, nicht mit Wasser!! Das Öl verbindet sich mit dem
Schleifpartikeln und setzt sich teilweise in den Poren ab. Der Übertrag
wird wieder abgewischt bevor das Öl klebrig wird. Das Öl muss jetzt
trocknen. Es kann bei Bedarf ein weiterer Auftrag mit Schliff erfolgen.
Durch den Nass-Schliff erreicht man eine schönere Oberfläche, die sich
auch besser anfühlt. Bei sehr schell trocknenden Ölen (Danish Oil oder
Tru Oil) mache ich keinen Nass-Schliff, da hier das Öl einfach zu
schnell anfängt zu kleben.
Ein Leinöl- oder Tungöl-Finish ist jetzt fertig, da hier
keine Ölschicht auf der Oberfläche erwünscht ist.
Mit Hartöl kann man (wenn man möchte) jetzt eine Schicht aufbauen. Hierfür
werden mit einem Lappen oder Ballen mehrere dünne Ölschichten auf das Holz
aufgebracht. Wichtig, das Öl muss trocken sein, bevor die nächste Schicht
aufgebracht wird.
Anschließend schleife ich die getrocknete Oberfäche mit einem Schleifvlies und mattiere mit einem Tropfreiniger etwas Glanz ein. Abschließend bekommt die Oberfläche noch ein bis zwei dünne Ölschichten.
Ganz wichtig:
Mit Öl getränkte Lappen oder Ballen immer ausgebreitet trocknen lassen oder luftdicht verschossen aufbewahren. Wenn das Öl trocknet, entsteht Wärme, und die Lappen könnten sich entzünden. Auf jeden Fall die Hinweise des Herstellers beachten!
Bei allen trocknenden Ölen besteht die Gefahr der Selbstentzündung!